Das Elternsein gehört zu den schönsten, aber auch herausforderndsten Aufgaben im Leben. Doch was passiert, wenn die neue Rolle, die Verantwortung und die emotionalen Anforderungen zu einer Überforderung des Nervensystems führen? Ein dysreguliertes Nervensystem kann Mütter und Väter (auch mit größeren Kindern) in einem Teufelskreis aus Erschöpfung, Reizbarkeit und Selbstzweifeln gefangen halten. In diesem Blogbeitrag möchte ich beleuchten, was ein dysreguliertes Nervensystem ist, wie es den Alltag von jungen Eltern beeinflusst und welche Schritte helfen können, wieder in die Balance zu finden.

Was bedeutet ein dysreguliertes Nervensystem?

Das vegetative Nervensystem steuert viele unserer körperlichen und emotionalen Reaktionen. Es wird von zwei Hauptkomponenten bestimmt: dem sympathischen Nervensystem (unser „Gas“, das uns antreibt) und dem parasympathischen Nervensystem (unsere „Bremse“, das uns zur Ruhe kommen lässt). Ein balanciertes (reguliertes) Nervensystem schwingt immer zwischen diesen Bereichen oder Zuständen.
Ein dysreguliertes Nervensystem hingegen ist oft (oder lange) in einem überaktiven Zustand (Dauerstress) oder einem unteraktiven Zustand (Erschöpfung, Rückzug). Gerade für Mütter bedeutet das, dass sie sich ständig „on edge“ fühlen oder von einer lähmenden Erschöpfung, die den Babyblues übersteigt, geplagt werden.

Wie erkenne ich ein dysreguliertes Nervensystem?

Die Belastungen des Alltags – Schlafmangel, permanente Verfügbarkeit und die emotionale Verantwortung – können dazu führen, dass das Nervensystem dauerhaft überfordert ist. Typische Symptome sind:
1. Emotionale Reizbarkeit: Kleinigkeiten führen zu einer übermäßigen Reaktion. Ein verschwundener Schnuller oder ein verschüttetes Glas Saft können plötzlich wie Katastrophen wirken.
2. Körperliche Symptome: Häufige Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Verdauungsprobleme oder Herzrasen sind Anzeichen, dass der Körper auf Dauerstress eingestellt ist.
3. Mentale Erschöpfung: Ständiges Grübeln, Konzentrationsprobleme, Schlaflosigkeit (trotz Möglichkeit) und das Gefühl, niemals genug zu tun, begleiten viele Mütter und Väter.
4. Gefühl der Überforderung: Der Alltag fühlt sich an wie ein endloser Berg, den es zu erklimmen gilt. Selbst einfache Aufgaben können zur Herausforderung werden.

Warum ist das Nervensystem von Müttern besonders belastet?

Mütter stehen oft unter einem enormen mentalen und emotionalen Druck. Neben den physischen Anforderungen – wie Stillen, Kochen, Putzen – sind sie oft die erste Anlaufstelle für die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder. Hinzu kommen gesellschaftliche Erwartungen perfekt zu funktionieren. Wenn dann die etwaige traumatische Geburtserfahrung nicht gesehen werden will und als „vergangen“ abgetan wird, belastet das zusätzlich das Mamasystem.
Diese Dauerbelastung kann das sympathische Nervensystem aktivieren, das den Körper unter Umständen in den „Kampf-oder-Flucht-Modus“ versetzt. Ohne ausreichende Erholungsphasen bleibt das Nervensystem in diesem Zustand gefangen, was langfristig zu Burnout oder anderen stressbedingten Erkrankungen führen kann.

Strategien, um das Nervensystem zu regulieren

Auch wenn der Alltag einer Mutter oft hektisch ist, gibt es Wege, das Nervensystem zu beruhigen und wieder in Balance zu bringen:
1. Atemübungen: Tiefe, bewusste Atemzüge signalisieren dem Körper, dass keine akute Gefahr besteht. Beobachte deinen Atem, tu dabei öfter das was dir gut tut.
2. Kurze Pausen: Selbst 5 Minuten bewusstes (Allein-)Sein können helfen, das Nervensystem zu entlasten. Ein kurzer Spaziergang, eine Tasse Tee oder ein paar Minuten Musik hören wirken Wunder.
3. Bewegung: Sanfte Formen der Bewegung wie Yoga, Stretching oder Spaziergänge im Freien beruhigen den Körper und helfen, Stress abzubauen.
4. Grenzen setzen: Es ist wichtig, „Nein“ sagen zu können – sowohl zu äußeren Erwartungen als auch zu überhöhten Ansprüchen an sich selbst.
5. Unterstützung suchen und in Verbindung bleiben: Ob in Form von Gesprächen mit Freundinnen, einem Elternnetzwerk oder professioneller Hilfe – es ist keine Schwäche, um Unterstützung zu bitten (ich bin da!)

…und vieles mehr (du bist neugierig geworden? Meld dich gern über das Kontaktformular bei mir)

Selbstfürsorge ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit

Dysregulierte Nervensysteme können den Alltag als Familie enorm belasten. Es ist wichtig zu erkennen, dass Selbstfürsorge kein Luxus, sondern essenziell ist, um für die Herausforderungen des Familienlebens (wie z.B. einen herausfordernden Schläfer) gewappnet zu sein. Indem wir lernen, unsere eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und Strategien zur Regulation des Nervensystems zu nutzen, schaffen wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Kinder eine stabile, liebevolle Umgebung und einen guten Umgang mit einer wichtigen Ressource… uns selbst!

Du bist nicht allein! Wenn dir diese Herausforderungen bekannt vorkommen, erinnere dich daran: Es gibt Wege, dein Nervensystem zu beruhigen und wieder mehr Leichtigkeit in deinen Alltag zu bringen. Schritt für Schritt.